Richtiges Ernten

Abschneiden oder nicht?


Dresden rechts rum, Dresden links rum... Bleipzig egal. Soviel wissen wir heute durch die Forschung: Für die Ökologie des Pilzgewächses scheint es keinen Unterschied zu machen, ob wir die gefundenen Fruchtkörper abschneiden oder aus dem Boden herausdrehen oder -hebeln.

Damit ist die Frage jedoch noch lange nicht vollumfänglich beantwortet, denn es gibt sehr gute Gründe dafür, sich trotzdem gegen das Abschneiden zu entscheiden!

1. Die Stielbasis, die beim Abschneiden im Boden verbleiben würde, enthält sehr oft wichtige Bestimmungsmerkmale. Im Interesse der eigenen Sicherheit sollte man den Fruchtkörper also ganz aus dem Boden nehmen.

2. Bei großen, ergiebigen Fruchtkörpern würde beim Abschneiden viel köstliches Fruchtfleisch vergeudet werden. Im Sinne einer reichhaltigen Mahlzeit wird das Ernten des ganzen Fruchtkörpers empfehlenswert sein.

3. Abgeschnittene Stiele und zerschnippelte Fruchtkörper auf dem Waldboden sehen hässlich aus und sind für nachfolgende Spaziergänger ein Ärgernis. Wir sind im Wald nicht zu Hause und sollten daher hinter uns aufräumen.

Wenn Sie sich für das komplette Entnehmen entscheiden, achten Sie bitte unbedingt darauf, dass Sie das entstandene Loch im Boden wieder füllen, sei es mit Humus, Blättern oder Moos. Auf die Weise verhindern Sie eine Austrocknung des Pilzgeflechts, und die Chancen auf eine wiederholte Ernte im nächsten Jahr erhöhen sich.

Und wie geht es? – Große, festfleischige Pilze fasst man unten am Stiel an und hebt sie mit einer Drehbewegung aus dem Substrat. Kleinere, brüchige Pilze kann man aus dem Grund lösen, indem man den Finger oder ein Messer unter ihre Basis steckt und sie heraushebelt. Wie auch immer, das so entstandene Loch füllen Sie wieder mit ein bisschen Erdreich, Falllaub oder Fichtennadeln, damit das unterirdisch lebende Pilzgeflecht nicht austrocknet und abstirbt. Denken Sie immer daran: Beim Pilzesammeln ist es nicht so, dass man separate, eigenständige Gewächse aus dem Waldboden entfernt, sondern man erntet die Früchte eines großflächigen, unterirdisch lebenden Gewächses. Wenn man Äpfel erntet, reißt man ja auch nicht ganze Äste vom Baum ab, um an die Äpfel heranzukommen.



Bestimmung der Sporenfarbe


Die Sporen sitzen in der Fruchtschicht und rieseln zur Reife des Fruchtkörpers als feiner Staub heraus. Dieser Sporenstaub, auch Sporenpulver genannt, wird normalerweise schon vom leichtesten Windhauch weggeblasen. Wir müssen einen Weg finden, das Sporenpulver aufzufangen, damit wir es in Ruhe betrachten können, denn es ist für die Bestimmung von Pilzen sehr wichtig.

Die Methode ist sehr einfach:



1) Man schneidet den Stiel dicht unterhalb des Hutes ab.

2) Den Hut legt man nun mit der Fruchtschicht nach unten auf ein Blatt Papier. Vorteilhaft ist es, wenn man zwei Hälften nimmt, die eine aus schwarzem, die andere aus weißem Fotokarton. So kann man später die Sporenfarbe einmal auf dunklem und einmal auf hellem Untergrund beurteilen. Damit die Lamellen das Papier nicht berühren, sollte man den Hut mit ein oder zwei Hölzchen am Rand unterlegen. Das Ganze wird nun, vor Zugluft geschützt, für ein paar Stunden abgelegt.

3) Jetzt fallen die reifen Sporen heraus und setzen sich als feines Puder auf dem Papier ab. Wenn man den Hut vorsichtig vom Papier abhebt, bleibt sogar die lamellenartige Struktur erhalten, denn weil die Sporen einfach senkrecht aus den Lamellen heraus gefallen sind, haben sie automatisch deren Struktur auf dem Papier abgebildet. Man kann mit dieser Methode also nicht nur die Farbe der Sporen bestimmen, sondern auch ein Abbild der Lamellenanordnung auf der Hutunterseite konservieren.

Um Blätterpilze zu bestimmen, ist es bereits an einem frühen Punkt notwendig, Gewissheit über die Farbe des Sporenpulvers zu haben. Daher sollten Sie diese Technik durchaus schon mal im voraus üben.