Sammelzeit
Wann gehe ich in die Pilze?
Möglicherweise machen Sie es ja wie die meisten Pilzesucher. Sie schauen ab September aufs Wetter und warten ab, bis es zwei Wochen geregnet hat. Dann schnappen Sie sich Körbchen und Messer und fahren in den Wald. Denn eins wissen Sie: Pilze brauchen viel Feuchtigkeit.
An dieser Kenntnis ist auch was dran. Ohne genügend Wasser werden Ihre Steinpilze nicht sprießen. Doch ist das alles, was es braucht? Vielleicht kommt Ihnen der folgende Satz bekannt vor: „Isch versteh dat net, et hat doch soo viel jereschnet. Wieso jibt et keen Pilze?“
Um das zu erklären, greifen wir auf eine weitere Kenntnis zurück, die Sie seit Anbeginn Ihrer Pilzsammelfreude verinnerlicht haben: Pilze wachsen oft wieder an der selben Stelle wie im letzten Jahr. Das stimmt. Aber warum tun die das? Weil eine gute Hexe diese Stelle im Wald mit einem Spruch belegt hat? Nein. Sie tun es aus demselben Grund, aus dem alljährlich auch die Äpfel in Ihrem Garten an derselben Stelle wachsen. „Ja, Moment“, sagen Sie, „ist ja auch logisch. Weil da der Apfelbaum steht. Klar wachsen die Äpfel nicht plötzlich am Zwetschgenbaum zwanzig Meter weiter.“
So ist es. Und genau so wachsen Ihre Steinpilze jedes Jahr am selben Steinpilzbaum. Wenn Sie sich jetzt fragen, ob ich Sie veräppeln will, dann haben Sie noch nicht verinnerlicht, was ich Ihnen hier veranschaulichen wollte. Was Sie so gerne einsammeln und in Ihr Körbchen legen, sind die Früchte eines unterirdisch lebenden „Pilzbaums“, dem Pilzgeflecht. Dieses Geflecht ist der eigentliche Pilz, der wie ein Baum über viele Jahre existieren kann, wobei er jedes Jahr, wenn die Bedingungen günstig sind, Früchte ausbildet.
Nun gibt es Ereignisse, die Ihren Apfelbaum davon abbringen können, Früchte zu tragen. Frost im Mai, zur Blütezeit, ist zum Beispiel ganz schlecht für ihn. Wenn das passiert, gehen die Blüten kaputt, bevor sie bestäubt werden, und es wird in diesem Jahr keine Äpfel geben. Jetzt brauch wir nur den Bogen zu schlagen und zu erörtern, ob einem Pilzgeflecht, das im Boden auf den nächsten Herbst wartet, auch etwas schlimmes passieren könnte, das verhindert, dass es zur Ausbildung von Früchten kommt. Hatte der Winter vielleicht starken, lang anhaltenden Frost? Blieb im Frühling der wichtige Regen wochenlang aus? War der Sommer feucht, aber kalt? Oder war er heiß und trocken? Das empfindliche Fadengeflecht des Pilzes reagiert sehr sensibel auf diese Gegebenheiten.
Eine weitere Erklärung könnte sein, dass der Sommer warm und feucht war und die Fruchtphase daher früher eingetreten ist. Dann wären Sie einfach zu spät dran, wenn Sie bis zum Herbst gewartet haben. Ihr Apfelbaum trägt pro Jahr auch nur einmal Früchte.
Fassen wir die Bedingungen einmal zusammen, die wir brauchen, damit es eine reiche Pilzernte gibt:
Für die Zeit bis zur nächsten Sammelsaison:
• Einen milden Winter
• Einen feuchten Frühling
• Einen milden Sommer mit wiederkehrenden Regenphasen
Zur Sammelsaison:
• Grundfeuchtigkeit
• Temperaturen ab 16°C
• Windgeschützer Standort